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Lea Ernst im Interview: „Mehr selbstständige Frauen bedeuten mehr Eigenverantwortung und Unabhängigkeit für Frauen.“

09.12.2022, 10:56
Lea Ernst (Foto) unterstützt ambitionierte Frauen dabei, ein nachhaltig erfolgreiches Business der neuen Zeit aufzubauen.
Lea Ernst (Foto) unterstützt ambitionierte Frauen dabei, ein nachhaltig erfolgreiches Business der neuen Zeit aufzubauen. (Foto: lea-ernst.com)

Selbstständigkeit spielt in den vergangenen Jahren für immer mehr Menschen in Deutschland eine größere Rolle. Die Zahlen der Neugründungen steigen nahezu stetig und auch die Anzahl an Gründerinnen ist gestiegen. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist es jedoch durchaus auch ein Risiko, einen sicheren Job zu verlassen.
Lea Ernst berät Frauen in die Selbstständigkeit. Im Interview spricht die Gründerin von Classy Confidence über das Gründen in Krisenzeiten und über ihre Erfahrung mit Frauen, die selbstständig werden wollen.

Inflation und Fachkräftemangel beschäftigen vor allem die Wirtschaftswelt. Wie beeinträchtigen diese Themen aufstrebende Unternehmerinnen heutzutage?

„Ich denke, diese Veränderungen führen dazu, Frauen JETZT zu bestärken, einen Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Denn der gesamte Markt verändert sich: Die Pandemie hat gezeigt, dass alte Strukturen aufgebrochen werden können. In Krisenzeiten sind Problemlöser gefragt - gerade beim Fachkräftemangel.

Zukünftig werden wir sehen, dass aufstrebende Unternehmerinnen spannende Lösungsansätze liefern. Denn die Arbeitswelt hat sich stark verändert: Employer Branding, Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen, Familie und Arbeit balancieren, etc. sind wichtige Themen, die Gründerinnen aufgreifen werden.“

Warum ist es eine gute Entscheidung in Krisenzeiten sich selbstständig zu machen?

„Die erfolgreichsten Unternehmen unserer Zeit wie Airbnb (2008), Uber (2008), HP (1939), Spotify (2008), Microsoft (1973), u.v.m. sind in Krisenzeiten entstanden. Nach einem Tief folgt bekanntermaßen ein Hoch - denn empirisch gesehen steigen Konjunktur und Wohlstand langfristig. Und gerade in Krisenzeiten, wenn die Masse sich zurückzieht, gibt es das größte Potenzial. Das kommt daher, dass in Krisenzeiten der Schmerz einer bestimmten Zielgruppe bedient werden kann. Hier entstehen Unternehmen, die die Pain Points der Zielgruppe verstanden haben und die entsprechende Lösung liefern können. Natürlich ist das eine große Herausforderung. Wichtig sind Mentoren oder Wegweiser, die bewiesen haben, wie man Krisen erfolgreich bewältigt.“

Sie haben sich auf die Beratung von Frauen festgelegt. Woher kommt diese Entscheidung?

„Bewusst habe ich mich nicht auf Frauen festgelegt, die Entscheidung wurde vom Markt getroffen. Zum Start habe ich sowohl Frauen als auch Männer angesprochen. Doch 95 % unserer Kunden waren Frauen und diese haben den Wunsch geäußert, den Fokus auf sie zu legen. Ich denke auch, dass es nicht viele weibliche Vorbilder für angehende Unternehmerinnen gibt. Deswegen haben wir alles auf Frauen gemünzt. Das Programm wurde angepasst, weil es elementare Unterschiede im Denken zwischen Männern und Frauen gibt. Ausgeschlossen wird dennoch niemand: Auch Männer sind dazu eingeladen, unser Programm zu absolvieren.“

Wieso die Namensgebung Classy Confidence und Classy Lady? Was steht dahinter?

„Classy Confidence steht für Selbstbewusstsein schaffen. Classy Ladies stehen für Stärke, Eleganz und Selbstbewusstsein. Häufig fehlt es an Akzeptanz, Toleranz und Selbstreflexion in der Wirtschaftswelt. Hier setzt Classy Confidence an: Mein Ansatz ist es, das System von innen heraus zu ändern, indem mit Leistung geglänzt wird und durch Kompetenz und Erfolg überzeugt wird. Es ist unsere Mission, Frauen dabei zu unterstützen, sich professionell und erfolgreich selbstständig zu machen. Dabei begleite ich den gesamten Prozess: von der ersten Businessidee bis zum ersten Kunden. In allen Themen unterstütze und kläre ich ganzheitlich auf, um erfolgreich selbstständig zu werden.“

Warum sollten mehr Frauen Unternehmerinnen werden?

„Heutzutage ist der Aufschrei nach Gleichberechtigung zurecht groß. Ich denke, dass mehr Unternehmerinnen Emanzipation und das Frauenbild stärken. Mehr selbstständige Frauen bedeuten mehr Eigenverantwortung und Unabhängigkeit für Frauen.“

Haben es Frauen schwerer, selbstständig zu werden? Was sind Ihre Erfahrungen?

„Ich finde, der Fokus sollte verteilt werden. Nachhaltig ist es, den Blick auf sich selbst und die eigene Rolle zu legen. Wir können unsere weiblichen Stärken wie Empathie, Emotionalität etc. nutzen. Es gibt Fälle, in denen Investoren oder potenzielle Geschäftspartner, Frauen unberechtigt schlechter bewerten. Hier kann schon von „Frauen haben es schwerer“ und „wir brauchen gesetzliche Frauenquoten“ gesprochen werden. Jedoch darf ein Ansatz nicht außen vor gelassen werden: Das veraltete Frauenbild aufwerten durch positive Paradebeispiele für erfolgreiche Frauen.“

Welchen Ratschlag können Sie angehenden Unternehmerinnen geben?

„Ich würde nahelegen, die richtigen Dinge in der richtigen Reihenfolge umzusetzen. Hierbei ist eine professionelle Begleitung empfehlenswert, um Fehler zu vermeiden und Zeit zu sparen. Stichwort: Modelling of Excellence - was haben die größten in einer bestimmten Branche gemacht, um erfolgreich zu werden und wie kann ich mich davon inspirieren lassen? Einen Mentor zu suchen, der zu dir und deiner Branche passt, ist förderlich, da du von seinem Wissen und Netzwerk profitieren kannst und nicht bei null anfangen musst.“

Wie sehen Sie zukünftige Entwicklungen für Unternehmerinnen im Jahr 2023?

„Ich sehe 2023 positiv! Festanstellungen garantieren keine Sicherheit, wie die Pandemie zeigte und erfahrungsgemäß haben Frauen ein größeres Sicherheitsbedürfnis. Deswegen entscheiden sich auch immer mehr Frauen für die Selbstständigkeit. Dadurch werden die Community und der Zusammenhalt größer. Außerdem gibt es viele Branchen, die nach Digitalisierung und Innovation schreien. Ein frischer, neuer Wind durch Frauen wird den Markt sicherlich bereichern.“