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Logistik-Kongress in Berlin Diesel-Alternativen kommen nur langsam in Fahrt

Von Alexander Holecek 25.10.2017, 15:46
Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Post DHL Group, spricht beim 34. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.
Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Post DHL Group, spricht beim 34. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin. dpa

Berlin - Lastenfahrräder, Auslieferungen mit Drohnen, elektrische Straßenroller: Ideen, die Logistik-Branche grüner zu machen, gibt es reichlich. Doch noch immer prägen stinkende Diesel-Lieferwagen die Autobahnen und Innenstädte. Angesichts drohender Diesel-Fahrverbote in deutschen Innenstädten treibt daher auch die Logistiker die Frage um, wie die Millionen Sendungen möglichst umweltschonend transportiert werden können.

Schon deshalb nahm das Thema E-Mobilität beim dreitägigen Logistiker-Kongress, der dieser Tage in Berlin stattfindet, großen Raum ein.

Dass die Diesel-Skandale der vergangenen Monate das Vertrauen in die Technologie beschädigt haben, war dabei Konsens – auch bei einer Podiumsdiskussion auf der Messe, in der Branchenkenner die Zukunft des E-Autos in der Logistiksparte debattierten. Frank Dohmen, Wirtschaftskorrespondent vom Spiegel, sah dabei sogar die Zukunft für den Diesel an sich gefährdet – zumindest in deutschen Innenstädten. Zu viele Stinker seien auf den Straßen unterwegs, verpesteten die Luft und gefährdeten die Gesundheit der Bevölkerung.

Noch sind fast alle Lieferanten mit Diesel unterwegs

In einen generellen Abgesang auf den Diesel wollten die Experten aber nicht einsteigen. Es gebe schon jetzt sehr saubere Nutzfahrzeuge unter den Dieseln, sagte Joachim Damasky, Geschäftsführer Technik und Umwelt vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Fahrverbote für Diesel sieht er daher kritisch: „Wir dürfen die Handwerker nicht aus den Innenstädten verbannen.“

Noch sind fast alle Lieferanten mit Diesel unterwegs: Rund 2,9 Millionen Lastwagen sind in Deutschland zugelassen, nur rund 33.000, gut ein Prozent davon, fuhren Anfang 2016 mit alternativen Antrieben wie Erdgas oder Elektromotor.

Logistikexperte Seeck von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, ist aber sicher, dass sich Elektrofahrzeuge im Lieferverkehr durchsetzen werden und die Dieseltransporter ablösen – vor allem in der innerstädtischen Paketbeförderung. Dafür hätten die Fahrzeuge genug Reichweite. Seeck verweist auf die Deutsche Post DHL, die mit Partnern E-Transporter entwickelt hat, von denen sie zuletzt 3400 einsetzte.

Elektromotor rechnet sich flächendeckend erst 2025 

Doch nicht nur große Konzerne wie der Branchenprimus Deutsche Post setzen vermehrt auf alternative Antriebe, erklärte Achim Kampker, Beauftragter für E-Mobilität beim gelben Logistikriesen, in Berlin. Auch kleine Betriebe wie etwa Bäckereien gründeten Kooperationen, um sich Elektro-Lieferwagen leisten zu können. Doch auch diese hätten ihre Nachteile, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Müller. „Auch das Elektroauto hat einen Auspuff. Und das ist eben oft das Braunkohlekraftwerk“, sagte Müller, der im Abgas-Untersuchungsausschuss  saß.

Auch Zweifel an der langfristigen Wirtschaftlichkeit der Elektromobilität in der Logistikbranche klangen in der Diskussion an. Der Elektromotor sei zwar der Antrieb der Zukunft, doch rechnen werde er sich flächendeckend wohl frühestens 2025, schätzte etwa VDA-Bereichsleiter Damasky.

Mit Blick auf die kommende Bundesregierung konnten sich die Diskutanten allenfalls zu zaghaften Forderungen durchringen. CDU-Mann Müller will Forschung und Entwicklung der elektrischen Antriebe fördern. „Wir müssen Mobilität ein Stück weit neu erfinden“, so Müller. Dazu gehörten neben Autos auch E-Bikes und Pedelecs. Auch Damasky forderte anschließend mehr Initiativen für E-Autos – Ladestationen und Garagen etwa. Je besser die Infrastruktur sei, desto mehr Anreize gebe es, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen. (mit dpa)