Bauern greifen zu Notmaßnahmen Trockenheit in Thüringen: Bauern greifen zu Notmaßnahmen: Wetter zwingt Landwirte zu verfrühter Getreideernte
Erfurt - Thüringer Bauern müssen ihre Mähdrescher früher als sonst startklar machen. „Die Getreideernte beginnt voraussichtlich in der letzten Juni-Woche, ein bis zwei Wochen eher als üblich“, sagte ein Sprecher des Bauernverbandes auf Anfrage.
Einige Landwirte hätten bereits sogar begonnen, notreife Bestände zu ernten. Ursächlich hierfür ist die extreme Trockenheit, die vor allem im Eichsfeld sowie in Nord- und Ostthüringen herrschte.
Bislang habe es in Thüringen nur punktuell und regional sehr unterschiedlich geregnet, teilweise nur auf einzelnen Schlägen, berichtete der Sprecher. Das habe dazu geführt, dass vielerorts nur noch geringe Chancen für eine durchschnittliche Ernte bei Weizen und Sommergerste bestünden.
Der nasse Herbst, das kalte Winterende und der Frühling mit bereits hochsommerlichen Temperaturen und viel Sonne sorgten laut Bauernverband vor allem für „extremen Stress“ bei Raps und Wintergerste. Folgen seien die gefürchtete Rapswelke, Kleinwuchs, schlechte Verzweigung und Schotenansatz.
Die Bauern erwarteten einen Ertragsausfall von minus 10 bis minus 30 Prozent. Ähnlich sehe es bei der Wintergerste aus. Weil mit keinem ordentlichen Körner-Ertrag zu rechnen sei, werde Wintergerste deshalb vereinzelt bereits zu Futter gehäckselt und zu Silage verarbeitet, sagte der Sprecher.
Programm der nationalen Notstandshilfe gefordert
Mitte Mai hatten deshalb die Präsidenten der ostdeutschen Bauernverbände die Landesregierungen aufgefordert, sich wegen der ausgebliebenen Niederschläge bei der nächsten Agrarministerkonferenz für ein Programm der nationalen Notstandshilfe einzusetzen. Die Politik dürfe die einheimischen Landwirte nicht mit den Folgen der Wetterkapriolen allein lassen, erklärte der Thüringer Präsident Klaus Wagner. Den ostdeutschen Landwirten drohe wegen der zu erwartenden Ertragsausfälle eine wirtschaftliche Schieflage, die auch in Thüringen Betriebe und Arbeitsplätze gefährde.
Auf Thüringens Feldern stehen nach Angaben des Statistischen Landesamts derzeit rund 355.300 Hektar Getreide. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 8.500 Hektar oder zwei Prozent mehr. Mit 214.500 Hektar nimmt Wintergerste die größte Anbaufläche ein, ein kleines Minus von 1 Prozent zum Vorjahr. Der Anbau von Sommerweizen stieg um 73 Prozent auf knapp 8.000 Hektar, der von Sommergerste um 14 Prozent auf 32.200 Hektar. Die Bauern säten auch auf 900 Hektar mehr Wintergerste aus - insgesamt auf 69.400 Hektar. (dpa)