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Pandemie RKI nimmt neben Infektionszahl Krankheitslast in den Fokus

Die Omikron-Variante hat Deutschland längst im Griff - und zunehmend größer scheint die Dunkelziffer der Corona-Ansteckungen zu werden. Im Blickpunkt des RKI stehen aber nicht nur die Neuinfektionen.

Von dpa 28.01.2022, 01:51
Pflegende und eine Ärztin kümmern sich auf einer Corona-Intensivstation in Offenbach um einen Patienten.
Pflegende und eine Ärztin kümmern sich auf einer Corona-Intensivstation in Offenbach um einen Patienten. Sebastian Gollnow/dpa

Berlin (dpa) – - Angesichts der in die Höhe schnellenden Zahlen von Omikron-Neuinfektionen sieht das Robert Koch-Institut (RKI) nicht die Messung jeder Infektion, sondern immer mehr die Krankheitslast im Fokus.

Für die aktuelle Lagebewertung stehe „nicht die Erfassung aller Infektionen durch SARS-CoV-2, sondern die Entwicklung der Anzahl und Schwere der Erkrankungen im Vordergrund“, wie aus dem RKI-Wochenbericht hervorgeht. Auch wenn nicht mehr jeder Einzelfall im Meldesystem erfasst werde, ermöglichten ergänzend zu Rate gezogene Schätzwerte „eine zuverlässige Einschätzung der Gesamtentwicklung der epidemiologischen Situation“ in Deutschland, hieß es.

Unvollständiger werdende Erfassung

Konkret weisen die Experten darum seit kurzem im Wochenbericht Schätzungen zu Infizierten mit Covid-19-Krankheitssymptomen verschiedener Schwere aus. Spezifisch liegen damit auch Schätzwerte zu Fällen unterhalb der Schwelle von Krankenhausaufnahmen vor, etwa die Häufigkeit von Arztbesuchen: In der Woche bis 23. Januar waren dies demnach 280 pro 100.000 Einwohner, in der Vorwoche waren es laut RKI noch 178 gewesen.

Für die dritte Woche des Jahres wurde zudem geschätzt, „dass in etwa 1,3 bis 2,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre und 0,6 bis 1,3 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren an Covid-19 mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung erkrankte“. Diese Angaben speisen sich aus verschiedenen Quellen, etwa aus Angaben aus der Bevölkerung.

Hintergrund für die vorübergehend unvollständiger werdende Erfassung von Infizierten sind unter anderem zunehmend an und über ihre Grenzen kommende Test- und Erfassungskapazitäten. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI am Donnerstag erstmals mehr als 200.000 neue Corona-Fälle an einem Tag, die Sieben-Tage-Inzidenz durchbrach die Schwelle von 1000.

Die jetzige Welle schlägt sich etwa bei den Laborkapazitäten immer deutlicher nieder. In der vergangenen Woche waren laut dem Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM), der sich auf Daten von rund 180 Laboren berief, rund 2,4 Millionen der besonders verlässlichen PCR-Tests gemacht worden. Jeder dritte Befund sei positiv gewesen. Die Auslastung der Labore lag demnach im bundesweiten Durchschnitt bei 95 Prozent.

Omikron verbreitet sich stark

Der Anteil der in Deutschland längst dominierenden Omikron-Variante hat sich der RKI-Publikation zufolge zuletzt noch weiter gesteigert. In den Meldedaten aus den Bundesländern betrug er in der vergangenen Woche 96 Prozent. Angesichts dieser sehr starken Verbreitung sei der Zusatznutzen von variantenspezifischen PCR-Tests „eingeschränkt“, hieß es. Wegen der begrenzten Testkapazitäten sowie weiter stark ansteigender Fallzahlen sei es sinnvoll, PCR-Tests zu Diagnose-Zwecken zu bevorzugen.

Wegen der rasanten Ausbreitung von Omikron rechnen viele Experten mit zahlreichen neuen Patientinnen und Patienten in den Kliniken. Der Leiter des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, sagte, auf Intensivstationen sehe man derzeit eher eine Seitwärtsbewegung. Aufgrund der bei Omikron wohl zumeist weniger schwerwiegenden Verläufe im Vergleich zu Delta befürchten Fachleute allerdings eine zunehmend größere Belastung für Normalstationen.

Die Experten vom RKI weisen im Wochenbericht einmal mehr darauf hin, dass die Covid-19-Lage derzeit äußerst angespannt sei und bekräftigen ihre Impfappelle. „Durch den sehr schnellen Anstieg der Erkrankungen besteht die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems und gegebenenfalls weiterer Versorgungsbereiche“, warnen sie. Die Einhaltung der bekannten Schutz- und Hygienemaßnahmen sowie die konsequente Kontaktreduzierung blieben entscheidend.