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Konflikte Waffenruhe läuft im Jemen ohne Verlängerung aus

Von dauerhaftem Frieden war der Jemen zwar weit entfernt, die Waffenruhe ließ die Menschen im Krieg aber zumindest etwas aufatmen. Ein halbes Jahr nach ihrem Beginn endet sie nun ohne Verlängerung.

Von dpa Aktualisiert: 03.10.2022, 14:27
Raketen bei einer Militärparade in Sanaa. Nach dem Ende der Waffenruhe gibt es bereits Berichte über erneute Gefechte in mehreren Provinzen.
Raketen bei einer Militärparade in Sanaa. Nach dem Ende der Waffenruhe gibt es bereits Berichte über erneute Gefechte in mehreren Provinzen. Mohammed Mohammed/XinHua/dpa

Sanaa - Die Verhandlungen über eine verlängerte Waffenruhe im Jemen sind nach Angaben der Vereinten Nationen vorerst gescheitert. Der UN-Sonderbeauftragte für den Jemen, Hans Grundberg, zeigte sich am Sonntagabend enttäuscht, wollte aber weiter für eine Einigung werben. „Ich werde meine unablässigen Bemühungen fortsetzen, mit den Parteien auf eine rasche Einigung über den Weg vorwärts hinzuarbeiten“, teilte er mehrere Stunden nach Ablauf mit. Kurze Zeit später gab es Berichte über erneute Gefechte in mehreren Provinzen.

Im Jemen könnte sich der Konflikt nach vergleichsweise ruhigen Monaten nun wieder verstärken. Hilfsorganisationen schlugen Alarm. Oxfam sprach etwa von „schrecklichen Nachrichten“ für die Menschen im Land. „Eine verlängerte und erweiterte Waffenruhe hätte der Bevölkerung entscheidende Vorteile verschafft“, teilte auch Grundberg mit.

Weniger Gewalt und zivile Opfer seit April

In dem Land kämpft ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbündnis an Seite der Regierung gegen die Huthi-Rebellen, die weite Teile des Nordens kontrollieren. Riad betrachtet sie als verlängerten Arm seines Erzfeindes Iran. Die Waffenruhe zwischen der Regierung und den Huthis war Anfang April für zunächst zwei Monate in Kraft getreten und im Juni sowie im August verlängert worden. Zuvor hatte es seit 2016 keine Feuerpause im Jemen mehr gegeben. Seit April wurden deutlich weniger Gewalt und weniger zivile Opfer registriert.

Grundberg hatte versucht, diesmal eine Verlängerung um sechs Monate zu erreichen und diese an zusätzliche Bedingungen zu knüpfen. Unter anderem geht es um die Öffnung wichtiger Straßen in Tais im Südwesten, um Mittel zur militärischen Deeskalation und um die Freilassung von Gefangenen. Die Hoffnung war auch, die Feuerpause in einen dauerhaften Waffenstillstand zu verwandeln.

Die Entwicklung vom Sonntag sei „zutiefst enttäuschend“, teilte der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) mit, der sehr aktiv ist im Jemen. Es sei eine „verpasste Gelegenheit“, Zivilisten zu helfen. „Millionen sind jetzt gefährdet, wenn Bombardements, Beschuss am Boden und Raketenangriffe weitergehen“, teilte Oxfam mit.

Guterres wendet sich an Konfliktparteien

Die Huthi-Rebellen lehnten Vorschläge über eine Verlängerung am Sonntag ab, weil diese „keinen Friedensprozess“ einleiteten. Der Oberste Rat der Huthis teilte nach einem Treffen in der Hauptstadt Sanaa mit, dass der Vorschlag den Forderungen der Aufständischen nicht gerecht werde. Die Regierung hatte am Samstag erklärt, den Vorschlag erhalten zu haben und diesen „positiv behandeln“ zu wollen.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte die Konfliktparteien am Freitag aufgerufen, diese Gelegenheit für eine Verlängerung unbedingt zu nutzen. Die Waffenruhe habe zur „längsten Phase relativer Ruhe seit Kriegsbeginn“ geführt. Trotz wiederholter Verstöße gegen die Waffenruhe gab es laut UN in dieser Zeit keine größeren Militäreinsätze oder Verschiebung der Fronten.