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Schutztruppe für Afghanistan Schutztruppe für Afghanistan: Erste deutsche Soldaten brechen Dienstag auf

06.01.2002, 17:43
Bundeswehrsoldaten beim Aufbruch zu einem Einsatz (Archivfoto: dpa)
Bundeswehrsoldaten beim Aufbruch zu einem Einsatz (Archivfoto: dpa) dpa

Bonn/Berlin/dpa. -    Ein Kontingent von rund 50 Angehörigen der Luftlandebrigade 31 inOldenburg und weitere 20 Soldaten aus anderen Standorten wurde amSonntag nach Köln-Wahn verlegt, um dort auf den Einsatzbefehl zuwarten. Scharping hatte am Wochenende erste Ergebnisse desLageberichts der aus Afghanistan zurückgekehrten dreiErkundungsoffiziere erhalten.

Insgesamt wird das Vorauskommando aus etwa 230 Soldaten bestehen.Ihm gehören nach Bundeswehr-Angaben neben den 30 niederländischenFallschirmjägern auch 15 dänische Experten für Minenräumung sowie einkleines österreichisches Verbindungskommando. Geführt wird diemultinationale Einheit vom Kommandeur der Luftlandebrigade 31,Brigadegeneral Carl Hubertus von Butler (51). Insgesamt soll dasdeutsche Kontingent der Afghanistan-Schutztruppe nach früherenAngaben Scharpings 800 bis 1000 Soldaten umfassen.

Gerät und Ausrüstung der Bundeswehr-Soldaten werden nach AngabenScharpings direkt nach Kabul gebracht. Dafür hat die Bundeswehr zweiukrainische Großraumflugzeuge vom Typ Antonow-124 gemietet. Dagegensollen die Soldaten nach Angaben eines Sprechers des Ministeriums indie Nähe von Afghanistan geflogen werden und dann für die Weiterreisein geschützte Militärmaschinen umsteigen. Diese sind zu extremenFlugmanövern fähig, mit denen sie einem Raketenbeschuss entkommenkönnten. Grund seien Sicherheitsprobleme, sagte der Sprecher. Unteranderem gehe Gefahr von tragbaren Luftabwehr-Raketen (Stinger) aus,die sich in der Hand von Banden befinden könnten.

Scharping sagte, die Soldaten der Schutztruppe hätten einen«klaren Auftrag» auf Grundlage eines robusten Mandats durch den UN-Sicherheitsrat. Ein «möglichst optimaler Schutz» sei damitgewährleistet. Der Einsatz sei auf Kabul und Umgebung sowie denFlughafen Bagram, etwa 40 Kilometer von Kabul entfernt, begrenzt. DieSicherheit im ganzen Land könne indes nur von der afghanischenÜbergangsregierung selbst gewährleistet werden.

Bei der Verabschiedung der Soldaten sagte von Butler, ihreVorbereitung und Ausrüstung könnte besser nicht sein. «Ich nehmehervorragende Soldaten mit.» Frei von Gefahren sei der Einsatzallerdings nicht. «Mit Vorsicht, Umsicht und durchsetzungswilligerEntschlossenheit im Gepäck» könnten die Soldaten den Risiken undGefahren jedoch mit Ruhe entgegen sehen.

   «Wir gehen nicht in einen Krieg», ergänzte der Pressesprecher desAfghanistan-Verbandes, Dietmar Jeserich. Die Bundeswehr sei in einerFriedensmission unterwegs. Ihr Auftrag bestehe in der Sicherung derafghanischen Regierung und nichtstaatlicher Hilfsorganisationen.

Ein logistisches Problem sind auch die Landemöglichkeiten auf demrelativ kleinen Flughafen Bagram. Dieser wird auch vom US-Militärgenutzt. Das Bundesverteidigungsministerium will deshalb in dennächsten Tagen ein Erkundungsteam in die nördlichen NachbarrepublikenAfghanistans entsenden, um dort Flugplätze zu prüfen.