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bundestagswahl Parteienforscher: AfD hat ihr Potenzial ausgeschöpft - auch in Ostdeutschland

Die AfD hat ihr Wahl-Potenzial ausgeschöpft. Die Partei bleibe zwar schon seit längerer Zeit auf konstantem Stimmen-Niveau, doch größer dürfte dies nicht werden, sagt ein Politikwissenschaftler aus Chemnitz.

Aktualisiert: 27.09.2021, 10:02
Die AfD fuhr bei der Bundestagswahl ein schlechteres Ergebnis ein als bei der Wahl 2017.
Die AfD fuhr bei der Bundestagswahl ein schlechteres Ergebnis ein als bei der Wahl 2017. Foto: dpa/Symbol/Marcus Brandt

Chemnitz/dpa - Der Chemnitzer Politikwissenschaftler Eric Linhart sieht die AfD auf ihrem Zenit. «Die AfD ist eine der wenigen Parteien, die schon seit einer ganzen Weile sehr stabil ist. Sie hat ihr Potenzial ausgeschöpft, aber das Potenzial, das sie hat, hält sie auch weitgehend», sagte der Professor an der Technischen Universität Chemnitz der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Bundesweit seien das etwa elf Prozent der Zweitstimmen.

Diese Einschätzung gelte auch für den Osten, wenngleich hier auf einem viel höheren Niveau. «In Sachsen kann sie seit längerem 25 Prozent abrufen. Wenn die Union schlechter abschneidet, lässt das die AfD stärker erscheinen. Das heißt aber nicht, dass die AfD stärker geworden ist, sondern die Union schwächer», betonte Linhart, Inhaber der Professur «Politische Systeme» am Institut für Politikwissenschaft der TU Chemnitz.

Die AfD hatte die Bundestagswahl in Sachsen am Sonntag klar für sich entschieden. Nach dem vorläufigen Ergebnis landete sie im Freistaat bei 24,6 Prozent der Zweitstimmen. Bei der Wahl 2017 waren es 27,0 Prozent. Bundesweit rutschte die AfD mit 10,3 Prozent vom dritten auf den fünften Rang. In Sachsen konnte die SPD mit 19,3 Prozent die erfolgsverwöhnte CDU (17,2) auf Platz drei verdrängen. Dahinter rangieren die FDP (11,0), die Linken (9,3) und die Grünen (8,6).

Der Absturz der Linken auch auf Bundesebene - hier erzielte die Partei 4,9 Prozent, zieht aber nach dem Gewinn von drei Direktmandaten dennoch in den Bundestag ein - kommt für Linhart nicht überraschend. «Es ist nicht neu, dass die Linke ihre Rolle als eine Art Interessenvertretung für den Osten verloren hat. Sie hat mit dem Aufkommen der AfD diese Rolle teilweise abgegeben», sagte er. «Viele ostdeutsche Wähler, die nicht zwingend links waren und die Linke eher als Ost-Partei betrachteten, sind schon vor einer ganzen Weile zur AfD übergelaufen.»