Panama PapersPanama Papers: Maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia stirbt durch Autobombe

Valletta - EU-Politiker haben mit Entsetzen auf den Anschlag auf eine maltesische Journalistin reagiert. „Brutaler Mord an Daphne Caruana Galizia: tragisches Beispiel einer Journalistin, die ihr Leben geopfert hat, um die Wahrheit ans Licht zu bringen“, twitterte EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, zunächst auf Englisch.
Die 53-jährige Bloggerin war am Montag ums Leben gekommen, als ihr Auto in dem Ort Bidnija in der Nähe ihres Hauses explodierte.
Die Hintergründe sind bislang unklar, könnten aber mit den Recherchen der erfahrenen Journalistin im Zusammenhang mit den Panama Papers und die Verwicklung maltesischer Politiker in Offshore-Firmen zu tun haben.
Maltas Regierungschef Joseph Muscat sprach von einer „tückischen Attacke auf einen Bürger und auf die Meinungsfreiheit“ und versprach, nicht nachzugeben, bis der Tod der Journalistin aufgeklärt sei. Dem staatlichen TV-Sender TVM zufolge hatte sich Caruana Galizia vor zwei Wochen an die Polizei gewandt, weil sie Morddrohungen erhalten habe.
Über die Grenzen Maltas hinaus hatte Caruana Galizia mit Berichten für Aufsehen gesorgt, dass eine in den Panama Papers erwähnte Firma der Frau von Regierungschef Muscat gehöre. Unter anderem steht seine Frau im Verdacht, Bestechungsgelder auf geheimen Konten in Panama versteckt zu haben. Muscat hatte diese Darstellung als Lüge bezeichnet. Vorwürfe im Zusammenhang mit Off-Shore-Konten richteten sich auch gegen den Energieminister sowie gegen Muscats Kabinettschef.
„Ich bin tief schockiert über den Tod von Daphne Caruana Galizia“, sagte Sven Giegold, Abgeordneter der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament, laut einer Mitteilung. Caruana Galizia war Zeugin des U-Ausschusses zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Sie habe „eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung schwerwiegender Vorwürfe zu Geldwäsche und Korruption in Malta, einschließlich Anschuldigungen gegen hochrangige Mitglieder der maltesischen Regierung“ gespielt, sagte Giegold und fügte hinzu: „Solche Vorfälle erinnern an Putins Russland, nicht an die Europäische Union.“
Der italienische Politiker Antonio Tajani zieht in einem weiteren Tweet in seiner Muttersprache eine Verbindung zum organisierten Verbrechen und zu dem 1985 von der Camorra in Neapel erschossenenen Investigativ-Journalisten Giancarlo Siani.
Caruana Galizia sei ermordet worden „wie Siani“, so Tajani. „Journalisten werden umgebracht, wenn sie wissen, dass sie dabei sind, die Wahrheit aufzudecken. Jetzt muss der Mord aufgeklärt werden!“, fordert der Präsident des europäischen Parlaments. (ps, dpa, afp)