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Russische Invasion Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Nach den Niederlagen in der Ukraine hat Moskau einen Umbau seiner Streitkräfte angekündigt. Auch Tage nach dem Raketentreffer in Dnipro suchen Rettungskräfte weiter nach Vermissten. Die Entwicklungen.

Von Interview: Aktualisiert: 18.01.2023, 05:59
Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in Dnipro evakuieren Rettungskräfte eine verletzte Frau aus dem mehrstöckigen Wohnhaus.
Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in Dnipro evakuieren Rettungskräfte eine verletzte Frau aus dem mehrstöckigen Wohnhaus. Yevhenii Zavhorodnii/AP/dpa

Kiew - Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat einen weitreichenden Umbau der russischen Armee angekündigt, um die vom Kreml geforderte Aufstockung der Truppenstärke umzusetzen. Nur durch strukturelle Veränderungen der Streitkräfte sei es möglich, Russlands Sicherheit zu gewährleisten, sagte Schoigu bei einer Sitzung des Verteidigungsministeriums. Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs hatte Kremlchef Wladimir Putin kurz vor Silvester angekündigt, die Zahl der Soldaten von 1,15 auf 1,5 Millionen zu erhöhen.

Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in einem Hochhaus der ukrainischen Stadt Dnipro haben die Einsatzkräfte die Suche nach Verschütteten eingestellt. Noch immer würden 20 Menschen vermisst, hieß es.

Unterdessen versuchte Schoigu bei einem Frontbesuch Zuversicht zu verbreiten. „Tut alles dafür, dass der Tag näherkommt, der Tag des Sieges heißt“, sagte Schoigu zu russischen Soldaten einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums zufolge. Wann und wo genau der Besuch stattfand, dazu gab es keine Angaben.

Einige Unterstützer-Staaten der Ukraine wollen sich bereits am Donnerstag treffen, bevor am Freitag in Ramstein die große Runde - mit dem neuen deutschen Verteidigungsminister - zusammenkommt.

Armee-Umbau: Aufstockung der Truppe, zwei neue Territorialeinheiten

Mit dem von Schoigu angekündigten Umbau der Armee sollen neben der Aufstockung der Truppenstärke auf 1,5 Millionen Soldaten auch zwei große Territorialeinheiten geschaffen werden, die mehrere Waffengattungen vereinen: der Moskauer und der Leningrader Wehrkreis. In den von Russland annektierten ukrainischen Gebieten sollen ebenfalls selbstständige Militäreinheiten aufgebaut werden.

Daneben kündigte Schoigu die Aufstellung eines Armeekorps in der nordrussischen Teilrepublik Karelien an. Dies könnte eine Reaktion auf den geplanten Nato-Beitritt der skandinavischen Länder Schweden und Finnland sein. Gestärkt werden soll bis 2026 auch die Kampfkraft der Flotte, der Luftwaffe und der Raketenstreitkräfte. Wegen Niederlagen in der Ukraine ist die Militärführung unter Druck.

Noch viele Vermisste nach Rakete in Dnipro - Berater-Rücktritt

Nach dem verheerenden Einschlag einer russischen Rakete in einem Hochhaus in Dnipro am vergangenen Wochenende haben die Einsatzkräfte die Suche nach Verschütteten eingestellt. Noch immer würden 20 Menschen vermisst, teilte der Zivilschutz mit. "Die Chancen, jemanden zu finden, tendieren leider gegen null", sagte Bürgermeister Borys Filatow. Möglich sei, dass einige Leichen durch Feuer und einstürzende Hausteile so entstellt seien, dass sie kaum noch aufzufinden seien.

Der externe Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Olexij Arestowytsch, hat nach einer Welle der öffentlichen Empörung gekündigt. „Ich möchte ein Beispiel zivilisierten Verhaltens zeigen“, schrieb der 47-Jährige bei Facebook. Anlass des Rücktritts sei seine Aussage, dass die russische Rakete möglicherweise von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen worden sein könnte.

London sieht russische Probleme bei Zielgenauigkeit

Die russische Armee hat nach Angaben britischer Geheimdienste Schwierigkeiten, ihre Angriffe im Krieg gegen die Ukraine zielgenau auszuführen und Folgeschäden vorab einzuschätzen. Beispiele wie der Angriff auf den Wohnkomplex in Dnipro zeigten, dass Russland Schwächen bei der Angriffsfähigkeit mit Langstreckenwaffen habe, hieß es am Dienstag. Der dort eingeschlagene Raketentyp sei wegen des Radarsystems notorisch ungenau beim Einsatz auf Ziele am Boden.

Ministertreffen vor Ramstein-Gesprächen zu Ukraine

Vor Gesprächen in Ramstein über westliche Militärhilfe für die Ukraine wollen die Verteidigungsminister der drei baltischen Staaten sowie die Amtschefs aus Großbritannien und Polen zusammenkommen. Bei einem Treffen am Donnerstag in Estland wollen sie ihre neuesten Hilfspakete für Kiew vorstellen. Diese beinhalteten auch „schwere Waffen, die die Ukraine braucht, um der russischen Aggression entgegenzuwirken“, wie das Verteidigungsministerium in Tallinn mitteilte. Polens Präsident Andrzej Duda warb beim Weltwirtschaftsforum in Davos für die Lieferung von Kampfpanzern westlicher Bauart an Kiew. Man habe die Hoffnung, dass mit dem jüngsten Vorstoß zur Übergabe polnischer Leopard-Panzer ein „neues Kapitel in der Militärhilfe“ aufgeschlagen werde.

Beratungen über Hilfslieferungen mit neuem deutschen Minister

Der neue deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius soll noch vor den Beratungen der westlichen Anti-Russland-Allianz am Freitag in Ramstein vereidigt werden. Der niedersächsische Innenminister tritt die Nachfolge von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht an, die nach einem Jahr im Amt zurückgetreten war. Pistorius soll am Donnerstag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Ernennungsurkunde erhalten und im Bundestag seinen Amtseid leisten.