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Ukraine-Krieg Human Rights Watch: Beweise für russische Kriegsverbrechen

Die russischen Gräueltaten in den Kiewer Vororten Butscha, Irpin, Borodjanka und Hostomel haben weltweit Entsetzen ausgelöst. Nun hat Human Rights Watch neue Erkenntnisse zu Kriegsverbrechen veröffentlicht.

Von dpa Aktualisiert: 19.05.2022, 08:37
Zahlreiche Blumen und Fotos erinnern an frischen Gräber auf dem Friedhof in Irpin an dort begrabene Einwohner und Mitglieder der Territorialverteidigung, die bei der russischen Invasion in der Ukraine getötet wurden.
Zahlreiche Blumen und Fotos erinnern an frischen Gräber auf dem Friedhof in Irpin an dort begrabene Einwohner und Mitglieder der Territorialverteidigung, die bei der russischen Invasion in der Ukraine getötet wurden. Mykhaylo Palinchak/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Kiew - Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sieht es als erwiesen an, dass russische Truppen in der Nordostukraine Kriegsverbrechen begangen haben.

Die Menschenrechtler fanden nach eigenen Angaben an 17 Orten Belege für Tötungen, rechtswidrige Haft unter unmenschlichen Verhältnissen, Folter und Vermisstenfälle. „Die zahlreichen Gräueltaten der russischen Truppen, die zu Beginn des Krieges Teile der Nordostukraine besetzten, sind abscheulich, rechtswidrig und grausam“, sagte der für Europa und Zentralasien zuständige Direktor der Organisation, Giorgi Gogia, laut einer Mitteilung anlässlich der Veröffentlichung eines neuen Berichts. Er forderte sofortige Untersuchungen und Gerichtsverfahren.

Bericht: Männer teils willkürlich erschossen

Für den Bericht wurden insgesamt 65 Überlebende, Familienmitglieder und andere Zeugen zwischen dem 10. April und dem 10. Mai befragt. Menschen seien wegen des Besitzes von funktionierenden Handys, alter Militäruniformen oder wegen des Verdachts, beim ukrainischen Militär gewesen zu sein, erschossen worden. Vor ihrem Abzug hätten russische Soldaten vor allem Männer teils willkürlich getötet. Es sei selbst auf spielende Kinder geschossen worden. Festgenommene mussten demnach auf engstem Raum in kalten Kellern teils ohne Nahrung ausharren. Eimer dienten als Toiletten. Die überlebenden Opfer beschrieben dabei Folter mit Elektroschockern und Scheinexekutionen.

Russland führt seit knapp drei Monaten einen Angriffskrieg in der Ukraine. Aus den besetzten Gebieten nördlich und nordöstlich der Hauptstadt Kiew zogen die russischen Truppen Ende März ab. Nach dem Abzug entdeckte Gräueltaten in den Kiewer Vororten Butscha, Irpin, Borodjanka und Hostomel hatten weltweit Entsetzen ausgelöst.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte bereits Anfang Mai einen Bericht über russische Kriegsverbrechen vorgestellt und darin mehr als 40 durch Luftangriffe getötete Zivilisten in Borodjanka und 22 Fälle von gesetzeswidrigen Tötungen in und bei Butscha dokumentiert.