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Experten-Meinung: Experten-Meinung:: Zusammenhang von Radar und Krebs unbewiesen

06.02.2001, 18:15

Berlin/dpa. - Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin, Detlef Puhl, wies einen Zeitungsbericht zurück, wonach er Versäumnisse Mitte der 70er Jahren beim Umgang mit röntgenstrahlenden Radaranlagen zugegeben habe. Professor David habe bestätigt, dass die Bundeswehr stets die jeweils gültigen Grenzwerte für Strahlungen eingehalten habe. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass es zu Unfällen oder Fehlern gekommen sei oder Schutzmaßnahmen nicht eingehalten worden seien. Klarheit gebe es aber noch nicht. Betroffenen müsse geholfen werden.

   Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hatte erklärt, dass etwa Wehrdienstbeschädigungsverfahren zügig abgearbeitet werden müssten. Der FDP-Politiker Günther Nolting sagte, wie beim Thema Uran-Munition gebe Scharping das Ausmaß der Belastung nur tröpfchenweise bekannt.

Die Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz, Gabriele Vlcek, sagte: «Das BfS steht im Kontakt mit dem Bundesverteidigungsministerium, um die notwendigen Daten für eine gesundheitliche Bewertung der Situation zu erhalten.» Ein Zusammenhang von elektromagnetischen Radar-Feldern und Krebserkrankungen sei international noch nicht belegt worden.

   Das Zentrum für Elektropathologie der Uni Witten-Herdecke hatte von der Bundeswehr 99 Krankenakten von Radartechnikern erhalten. 69 dieser Patienten hatten verschiedene Krebse entwickelt, insgesamt 24 starben. «Wir haben die Studie noch nicht veröffentlicht, weil wir die wichtigste Zahl für die Berechnung des Risikos noch nicht haben: Die Gesamtzahl der betroffenen Bundeswehrsoldaten», sagte Reißenweber.

   Laut Krebsstatistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) Berlin ist unter hunderttausend 20- bis 45-jährigen pro Jahr mit 100 Krebs- Todesfällen zu rechnen. Reißenweber schätzt die Zahl betroffener Bundeswehrangehörigen «ganz grob auf 20 000 bis 40 000». Demnach wären in den 25 Jahren seit Mitte der 70er Jahre unter 20 000 Soldaten 500 Krebstote zu erwarten.

   Die Experten bemängelten Presseberichte, wonach einzelne Soldaten eine jährliche Strahlendosis von 120 Millisievert und in einem Fall sogar 3000 Millisievert erhalten hätten. Sie weisen darauf hin, dass die biologische Wirkung elektromagnetischer Wellen in Watt pro Kilogramm Körpergewicht berechnet werde, nicht in der Strahlenwirkungseinheit Sievert.

   Eine Dosis von 120 Millisievert komme allenfalls zu Stande, wenn ein Mechaniker ein Jahr lang täglich acht Stunden bei geöffnetem und eingeschalteten Radargerät arbeite. «Das ist ein extrem unwahrscheinliches Szenario», meinte Hans-Peter Steimel vom berufsgenossenschaftlichen Fachausschuss Elektrotechnik (Köln).