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Nahost Auswärtiges Amt kritisiert Israels Rückkehr in Siedlungen

Eine Gesetzesänderung soll Israelis die Rückkehr in vier geräumte Siedlungen im Westjordanland erlauben. Das Auswärtige Amt bezeichnet die Entscheidung als „gefährlichen Schritt“.

Von dpa Aktualisiert: 23.03.2023, 08:12
Israelis, zumeist Militärreservisten, protestieren gegen Pläne der Regierung von Premierminister Netanjahu, das Justizsystem zu überarbeiten.
Israelis, zumeist Militärreservisten, protestieren gegen Pläne der Regierung von Premierminister Netanjahu, das Justizsystem zu überarbeiten. Oded Balilty/AP

Berlin - Das Auswärtige Amt hat die Entscheidung des israelischen Parlaments scharf kritisiert, Siedlern die Rückkehr in vier Siedlungen im Westjordanland zu erlauben. Die nun erfolgte Gesetzesänderung stelle „einen gefährlichen Schritt hin zu möglichen erneuten Siedlungsaktivitäten dar“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts laut einer Mitteilung. „Dies droht die ohnehin angespannte Sicherheitslage im Westjordanland weiter zu verschärfen.“ Das Auswärtige Amt twitterte, man rate aktuell von Reisen in das Westjordanland inklusive Ost-Jerusalem ab.

Am Dienstag hatte das israelische Parlament beschlossen, den 2005 beschlossenen Rückzug aus vier Siedlungen im nördlichen Westjordanland teilweise aufzuheben. „Die Bundesregierung ist hierüber sehr besorgt“, sagte die Sprecherin. Die Einhaltung einmal gemachter Zusagen sei auch eine Frage vertraglicher Verlässlichkeit. Die Entscheidung stehe im Widerspruch zu der Absicht der erst am Sonntag erfolgten Einigung zwischen Israel und den Palästinensern, für einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten auf unilaterale Schritte zu verzichten.

Laut der Gesetzesänderung soll Siedlern die Rückkehr in die vier Orte Chomesch, Ganim, Kadim und Sanur ermöglicht werden, die im Rahmen des israelischen Abzugs aus dem Gazastreifen 2005 ebenfalls geräumt worden waren. Seitdem kehrten Siedler mehrmals auf eigene Faust zurück. Sie wurden dann wieder zur Evakuierung gezwungen. Das palästinensische Außenministerium hatte schon vor der Entscheidung vor einer „Eskalation des Konflikts“ gewarnt.

Israel eroberte während des Sechstagekrieges 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Knapp 600.000 Israelis leben dort heute in mehr als 200 Siedlungen. Der UN-Sicherheitsrat bezeichnete 2016 diese Siedlungen als Verletzung des internationalen Rechts und forderte Israel auf, alle Siedlungsaktivitäten zu stoppen. Die Palästinenser wollen im Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem einen eigenen Staat einrichten. Der rechtskonservative israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte mehrfach eine Annexion weiter Teile des Westjordanlands angekündigt.