Leipzig feiert neue Fabrik Leipzig feiert neue Fabrik: BMW freut sich über gelungenen Start
Leipzig/MZ. - Peter Claussen steuert das BMW-Werk in Leipzig völlig entspannt auf die offizielle Eröffnung zu. Sie erfolgt am Freitag im Beisein von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Bis Freitag werden seit Beginn der Serienproduktion am 1. März 4 900 Pkw der 3er Reihe vom Band gelaufen sein.
"Ich habe noch nie einen so problemlosen Anlauf eines BMW-Werkes wie in Leipzig erlebt", sagt der 53-jährige Werkleiter, der bereits den Bau mehrerer Fabriken begleitet hat. Daher weiß er, dass nicht der Bau die eigentliche Herausforderung ist, sondern dass viele Menschen lernen, gemeinsam ein gutes Ergebnis zu erzielen. "Das haben wir besser hingekriegt", so der Maschinenbau-Ingenieur, "als ich erwartet habe." Er nennt drei Gründe für die geringen Reibungsverluste. Es seien in der Region viele unglaublich motivierte Mitarbeiter gefunden worden. Sie verfügten über exzellente Basisqualifikationen sowie neben einer bemerkenswerten Lernfähigkeit auch über eine ebenso hohe Lernbereitschaft.
Derzeit produziert das Werk täglich 160 Limousinen. In der zweiten Jahreshälfte wird es auf den Zwei-Schichtbetrieb hochgeschaltet, der Ausstoß wird verdoppelt. 2 037 Mitarbeiter und 114 Lehrlinge haben derzeit einen Vertrag mit BMW Leipzig. Skeptiker argwöhnen, die in Aussicht gestellte Job-Zahl von 5 500 im Werk und ebenso viele im Umfeld könnte nicht erreicht werden. Dem tritt Claussen entschieden entgegen. "Wir halten an unseren Zielen fest", versichert er. Für den derzeitigen Stand seien genügend Mitarbeiter an Bord oder zur Ausbildung in Bayern. "BMW folgt mit seinen Produkten dem Markt. Wenn dieser es verlangt, rufen wir immer mehr Mitarbeiter nach Leipzig", so Claussen. Der Absatz des 3er rolle derzeit mit viel Schwung. Allerdings füge sich auch Leipzig in das weltumspannende Netzwerk von 22 BMW-Standorten ein. Aufträge, Währungsrisiken und technologische Möglichkeiten müssten innerhalb des Konzerns ständig so ausbalanciert werden, dass das beste Ergebnis erreicht werde. In diesem Netzwerk gilt Leipzig als das innovativste Werk. Seine Struktur ist patentiert worden. Sie erlaubt, die hochautomatisierte Produktion ohne Unterbrechung zu erweitern.
Wenn auch alles gut zu laufen scheint, ist Claussen mit der Zusammensetzung der Belegschaft nicht zufrieden. 15 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen. Das seien zwar fast doppelt so viele wie in vergleichbaren Autofabriken. Aber in den neuen Ländern, wo es viele Frauen mit Berufsausbildung geben müsste, hätten es auch 30 Prozent sein können, meint Claussen. Er hätte auch gern noch mehr Ältere eingestellt. Immerhin sind 26 Prozent über 40, vier Prozent über 50 Jahre. Der Älteste ist inzwischen 61. Das Ideal, in jeder Altersgruppe gleichviel Beschäftigte zu haben, sei nicht erreicht worden. Vielen Älteren war der Weg zur Ausbildung in Bayern wohl zu weit, räumt Claussen ein.
Engagiert erneuert er sein Bekenntnis zur Region Leipzig-Halle. Ein Drittel der über 2 100 Beschäftigten komme aus dem Raum Leipzig, ein anderes Drittel aus der Region Halle-Bitterfeld.