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Geografie Geografie: Ein Leitfaden zum Klimawandel

Von JULIA KLABUHN 19.04.2011, 17:22

WERNIGERODE/MZ. - Sturm, Hochwasser, Trockenheit, Waldbrände, veränderte Erntemengen - wie gut sind Kommunen auf den Klimawandel vorbereitet? Künftig noch besser, das jedenfalls hoffen Wissenschaftler an der Hochschule Harz. "Unabhängig davon, welche Ursachen er im einzelnen hat - der Klimawandel ist längst Realität - auch in den einzelnen Kommunen", sagt Steffen Schattanek, Wissenschaftler an der Hochschule Harz. Der Geograph ist Projektmitarbeiter im Vorhaben "Klimpass". Unter der Leitung der Professoren Andrea Heilmann und Hardy Pundt wollen Forscher der Hochschule einen Leitfaden entwickeln, der Landkreisen und Städten helfen soll, mit den Folgen des Klimawandels zu leben.

Klimawandel, das sind nicht nur häufigere extreme Wetterlagen. Die Veränderung kann auch weniger sichtbar, in Form von höheren Temperaturen, oder der Verschiebung von Niederschlägen in andere Jahreszeiten auftreten. Für Schattanek ist der Klimawandel, oder besser gesagt die verschiedenen Prognosen über Veränderungen im Klima, vor allem eine große Menge an Daten, die er mit Hilfe von Geoinformationssystemen zusammenführt und analysiert.

Niederschlagsmengen etwa oder Temperaturen werden dann auf farbigen Karten dargestellt. Die Farben symbolisieren zum Beispiel Veränderungen gegenüber früheren Zeiträumen. Sachsen-Anhalt ist auf den Karten bunt gemustert, als Rahmen ist der Umriss des Landkreises Mansfeld-Südharz eingezeichnet. Denn diese Region ist gemeinsam mit der Stadt Sangerhausen Projektpartner und Pilotgebiet der Wissenschaftler.

Ursprüngliches Ziel waren Empfehlungen, die sich speziell auf die Klimaprognosen im Landkreis Mansfeld-Südharz und in Sangerhausen beziehen. Aber: "Das ist leider nicht möglich", sagt Schattanek. "Denn es gibt nicht genügend Klimastationen, die neben den Niederschlägen zum Beispiel auch die relative Luftfeuchtigkeit messen", sagt der Diplomgeograph.

Und so liegen die notwendigen Daten für Handlungsempfehlungen an einzelne Städte nicht vor, "obwohl diese unterste Planungsebene die genauesten Informationen bräuchte", sagt Schattanek. Denn Investitionen in die Infrastruktur müssten auch nach 30 Jahren noch zu dann herrschenden Klimabedingungen passen. Der Landkreis Mansfeld-Südharz und die Stadt Sangerhausen werden dennoch die ersten sein, die ab kommendem Jahr mit dem Leitfaden arbeiten und Rückmeldungen dazu geben sollen.

Vom Klimawandel betroffen sind viele Handlungsbereiche. Zum Beispiel die Forstwirtschaft. "Hier ist es nicht nur wichtig, dass Baumarten mit Trockenheit oder höheren Temperaturen zurecht kommen", sagt Schattanek. Entscheidend sei auch, wie die Wälder gegen Stürme gewappnet sind oder gegen diejenigen Schädlinge, die sich wegen der Klimaveränderung stärker vermehren können. "Ein großes Thema in den Kommunen ist auch die Wasserwirtschaft", sagt der Forscher. Hier sind unter anderem Prognosen über die Entwicklung der Niederschläge wichtig. Anhand dieser Daten ließe sich abschätzen, an welchen Stellen in welcher Qualität künftig Wasser entnommen werden kann.

Nicht zuletzt sei auch der Bereich Gesundheit ein gutes Beispiel für den Planungsbedarf der Kommunen, so Schattanek. "Wenn Hitzeperioden zunehmen, muss darüber nachgedacht werden, wie die Menschen in diesen Zeiten vor Gesundheits-Schäden, etwa des Herz-Kreislauf-Systems geschützt werden können. Auch am Arbeitsplatz", sagt der Wissenschaftler. Werde dazu verstärkt auf Klimaanlagen gesetzt, habe das wiederum Auswirkungen auf die benötigten Strommengen. Weil die Prognose der Klimaentwicklung nicht für einzelne Landkreise möglich ist, arbeiten die Forscher mit landesweiten Daten. Hier kann immerhin in vier verschiedene Regionen aufgeschlüsselt werden: Mittelgebirge, Mittelgebirgsvorland, Ackerebene und Südrand des Tieflands.

Die Voraussagen über Veränderungen des Klimas seien aber immer nur Prognosen, stellt Schattanek klar. Die Forscher müssen damit leben, dass Klima ein komplexes System ist. Die regionalen Daten werden deshalb auch anhand von drei verschiedenen Modellen zur Bevölkerungsentwicklung und zum CO-Ausstoß hochgerechnet. Das Ergebnis sind dann Wahrscheinlichkeiten, mit denen sich das Klima im Laufe der Jahrzehnte entwickeln könnte.