Geiseltalmuseum Geiseltalmuseum: Urzeitlicher Speiseplan entschlüsselt
HALLE/MZ. - Dass sein Speiseplan jetzt entschlüsselt werden konnte, ist einem Zufallsfund zu verdanken. Vor zwei Jahren entdeckte Meinolf Hellmund, Kustos des Geiseltalmuseums in Halle, ein eher unscheinbares Glasröhrchen in der Museumssammlung. Der Inhalt: Ein Stückchen Braunkohle.
"Auf dem beiliegenden Etikett steht mit Bleistift vermerkt: Mageninhalt Paläohippide CI NO", berichtet der Geowissenschaftler. Diese Entdeckung habe ihn regelrecht elektrisiert, denn bei diesem Paläohippiden handelt es sich um das bekannte Urpferdchen, das 1933 als vollständig erhaltenes Fossil im Geiseltal gefunden worden war. Als das 40 Zentimeter große Tier samt Mageninhalt ausgegraben wurde, gab es nicht die Untersuchungsmöglichkeiten wie heute, erklärt Hellmund. Das Glasröhrchen geriet deshalb offensichtlich in Vergessenheit. Nun konnte der Wissenschaftler gemeinsam mit Volker Wilde vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt am Main endlich die Frage klären, wie sich das Urpferdchen ernährt hat. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Hercynia veröffentlicht.
Mit Hilfe von Rasterelektronenmikroskop und Durchlichtmikroskop fanden die Forscher vor allem Laub im Magen des Pferdes. Sie konnten damit eine These bestätigt, die der russische Paläontologe Wladimir Kowalewski bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgestellt hatte. "Anhand des Gebisses hat Kowalewski vermutet, dass Urpferdchen vor allem Laub gefressen haben könnten", erklärt Hellmund. Grund für diese Annahme waren die hohen Zähne mit Schneidekanten. "Die Urpferdchen konnten auf diese Weise weiche Blattnahrung zerschneiden", so Hellmund. Damit zeige sich ein wichtiger Unterschied zu den heutigen modernen Pferden. Diese fressen Gräser, die das Gebiss abnutzen. Die Zähne sind deshalb anders geformt und so angelegt, dass sie nachwachsen.
"Wir konnten also zeigen, dass das Gebiss tatsächlich Aufschluss über die Ernährung gibt", sagt Hellmund. Und noch eine wichtige Erkenntnis gab der Mageninhalt preis: "Das Urpferdchen hat auch Früchte gefressen, das konnte für diese Tiere bisher nicht nachgewiesen werden."