1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Energie Selbst Erzeugen: Herausforderungen und Chancen von Photovoltaikanlagen

Energie selbst erzeugen Herausforderungen und Chancen von Photovoltaikanlagen

20.12.2022, 13:39
Mehr aus der produzierten Energie rausholen. 
Mehr aus der produzierten Energie rausholen.  (Foto: Bild: Pexels.com, Gustavo Fring)

Photovoltaikanlagen und die selbstverantwortete Erzeugung von benötigtem Strom liegen im Trend, helfen sie gerade in der angespannten Lage auf dem Energiemarkt Geld zu sparen. Außerdem werden solche Anlagen vom Staat gefördert. Welche Herausforderungen die Anschaffung einer PV-Anlage bereithält, welche Bedeutung eine kompetente Beratung hat und was Verbraucher*innen tun können, um den Einstieg in diesem Bereich problemlos zu bewältigen, erläutert René Zerwes, Energie-Experte und Product Manager beim Ökostrompionier LichtBlick.

Eigenheim: Ab wann lohnt sich der Bau einer Solaranlage?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen die Investitionskosten für den Bau und die Inbetriebnahme der Solaranlage den möglichen künftigen Einnahmen, die durch diese entstehen, gegenübergestellt werden. Genauer gesagt müssen nicht nur die Anfangsinvestition für die PV-Anlage, der Wechselrichter, das Montagesystem und ggf. das Speichersystem, sondern auch die Kosten für die Installation und Inbetriebnahme sowie mögliche Betriebskosten (Versicherungen und Wartung) bei den Berechnungen mitberücksichtigt werden. Dem gegenüber stehen die Einnahmen aus der PV-Anlage, die aus Stromkosteneinsparungen (geringerer Netzbezug), dem Ertrag durch den Stromverkauf (EEG Vergütung) sowie mögliche Förderungen bei der Finanzierung (bspw. durch die KfW) bestehen.

Der Zeitraum, ab dem ein System die Anschaffungskosten durch entsprechende Einnahmen wieder erwirtschaftet hat, wird als Amortisationszeit bezeichnet. Diese liegt bei einem gängigen 10 kWp System typischerweise bei rund 10 Jahren.

Die aktuell stark steigenden Energiekosten und die sinkende Einspeisevergütung haben einen positiven Effekt auf die Wirtschaftlichkeit. Außerdem können sich Eigenheimbesitzer*innen mithilfe einer Solaranlage auch autarker bei der Energieversorgung machen, was das Interesse weiter steigert. Allerdings sorgen die große Nachfrage, Lieferschwierigkeiten sowie der Fachkräftemangel für erhöhte Investitionskosten.

Wie kann der Bau vom Staat gefördert werden und inwiefern wird der Ausbau von Solaranlagen auf privaten Dächern gefördert?

Es gibt verschiedene Förderangebote von Bund und Ländern.

-         Einspeisevergütung EEG: Vergütung für ins öffentliche Netz eingespeiste Energie. Hierbei wird zwischen Anlagen, die den gesamten Strom ins Netz einspeisen (Volleinspeiser) und Anlagen, die nur den überschüssigen, nicht verbrauchten Strom ins Netz einspeisen (Überschusseinspeiser) unterschieden.

-         KfW-Förderungen: günstige Finanzierung zur Förderung von PV Anlagen (KfW 270)

-         Diverse regionale Förderprogramme der Bundesländer sowie von Städten und Gemeinden

-         Steueränderungen 2023:  Einkommenssteuerbefreiung für kleine Anlagen, Umsatzsteuersatz auf Null

Wie findet man einen einfachen Einstieg in die Solarenergie?

Grundsätzlich lohnt sich dabei ein Termin mit einem fachlich kompetenten Berater, denn bei all den Investitionen und möglichen Ersparnissen können Verbraucher*innen schon mal schnell den Überblick verlieren. LichtBlick bietet allen Interessierten dazu unter der Seite www.lichtblick.de/zuhause die Möglichkeit an, sich zunächst individuell einen Überblick über Investitionen, ökologische Effekte etc. zu verschaffen und dann im zweiten Schritt einen Wunschtermin mit einem fachlich kompetenten Berater zu vereinbaren. So können weitere Fragen geklärt und Vor-Ort-Termine ausgemacht werden, bei denen das entsprechende Eigenheim noch mal näher begutachtet wird. Erst nach dem letzten Schritt erhalten Interessierte ein final bindendes Angebot.

Wie funktioniert die Einspeisung der Solarenergie ins Netz?

Zunächst sollte man abgrenzen, dass wir bei Solarenergie von Strom sprechen, der durch eine Photovoltaikanlage erzeugt wird. Eine PV-Anlage besteht aus Solarmodulen und einem Wechselrichter. Die Module erzeugten zunächst Gleichstrom (DC), der mit Hilfe eines Wechselrichters umgewandelt werden muss, damit der Strom im Haushalt nutzbar ist und überschüssiger Strom ins Netz eingespeist werden kann. Die Einspeisung in das Netz erfolgt über einen so genannten Zweirichtungszähler, der erfassen kann, wie viel Strom gerade eingespeist oder vom Haushalt verbraucht wird. Die Einspeisung kann bzw. muss also separat erfasst werden, damit die Vergütung des Solarstroms auch eindeutig zugewiesen werden kann. Hinter dem Stromzähler befindet sich der Hausanschluss an das öffentliche Stromnetz, welches den Strom dann zu den Verbraucher*innen bringt. Physikalisch bleibt der Strom also i.d.R. sogar in der Nachbarschaft und wird erst an andere Netzstränge verteilt, wenn mehr erzeugt als verbraucht wird. Die örtlichen Netzbetreiber sind dann für die Bilanzierung und Vermarktung der Solarenergie verantwortlich.

© René Zerwes,
© René Zerwes,
LichtBlick SE

Wie funktioniert das Stromwallet mit der eingespeisten Energie?

Die eingespeiste Energie wird exakt, wie es oben beschrieben wurde, physikalisch verteilt und auch bilanziert. Der Stromzähler erfasst die Strommenge, die im Haus nicht verbraucht oder gespeichert werden kann und eingespeist wird. Die Vergütung dieser Strommenge erfolgt über den örtlichen Netzbetreiber und ist gesetzlich im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verankert. Diese Vergütung erfolgt auch im StromWallet, wobei die Anlagenbetreiber die Auszahlung der EEG-Vergütung an LichtBlick abtreten. Im Gegenzug dazu zahlt LichtBlick ein monatliches Guthaben aus, das sich aus dem tatsächlichen Arbeitspreis des Stromtarifs ergibt – der deutlich höher liegt, als der Kilowattstundenpreis bei der EEG-Vergütung, solange ein Stromvertrag mit LichtBlick besteht. Die StromWallet ist Teil unseres SolarPakets, das sich an Eigenheimbesitzer*innen richtet, die noch keine bestehenden Module und Speicher installiert haben.

Kann ich mir das Guthaben auch direkt auszahlen lassen?

Das Guthaben wird monatlich ausgezahlt und reduziert damit die Kosten für den Abschlag des Reststrombezugs über die Vertragslaufzeit von 24 Monaten.

Welche weiteren Services sind geplant?

Zukünftig sollen LichtBlick Kund*innen das Guthaben auch interaktiv mit mehreren Personen – bspw. Familienangehörige und/oder Freund*innen – teilen und unterwegs – bspw. beim Laden des eigenen E-Autos – nutzen können. Und: künftig übernehmen wir die intelligente Vermarktung des erzeugten Solarstroms unserer Kund*innen, von denen diese dann – in Form von Zusatzerlösen – profitieren.

Inwiefern verbessert LichtBlick den ökologischen Fußabdruck?

Jede aus dem öffentlichen Stromnetz bezogene Kilowattstunde hat einen CO2-Rucksack von 350 Gramm pro Kilowattstunde (2021, https://www.bdew.de/media/documents/220812_Bundesdeutscher_Strommix_2021.pdf). Jede selbst erzeugte Kilowattstunde kompensiert somit diesen Fußabdruck. Natürlich muss berücksichtig werden, dass durch die Herstellung (inkl. Lieferketten) und Installation einer Solaranlage auch CO2-Emissionen verursacht werden. Diese sind immer individuell und hängen von diversen Faktoren ab. LichtBlick verfolgt das Ziel, diesen CO2-Fußabdruck zukünftig für die angebotenen Produkte und Dienstleistungen entlang der Lieferkette zu quantifizieren und gegenüber Kund*innen auszuweisen, um diese Emissionen letztlich vermeiden zu können.

Wie wirkt sich die Inflation auf die Solarenergie aus?

Die Inflation hat logischerweise auch Einfluss auf die Preise der Komponenten für Photovoltaik-Systeme. Die Teuerungsrate fällt aber deutlich niedriger aus als für die Preise von Energieprodukte wie Strom und Gas, sodass die Investition in ein Photovoltaik-System weiterhin attraktiv ist.

Lieferengpässe: Welche Veränderungen kommen 2023 bzgl. Solarenergie auf uns zu?

Das Jahr 2022 war geprägt von einer extremen Nachfrage nach alternativen Energielösungen wie Photovoltaikanlagen. Nicht zuletzt ausgelöst vom Ukraine Krieg sowie allgemeiner Unsicherheiten. Auf der anderen Seite stehen die Engpässe beim Material (bspw. Halbleitern) sowie erheblich gestörte Lieferketten.

Für 2023 ist nur wenig Entspannung zu erwarten. Die Abkehr der Volksrepublik China von der strikten Null-Covid-Strategie könnte helfen, die Situation zu verbessern. Bei Halbleitern hingegen wird noch bis mindestens 2024 ein Engpass erwartet. Die geplanten Steueränderungen 2023 sowie PV-Pflichten in einigen Bundesländern werden dafür sorgen, dass die Nachfrage weiterhin sehr hoch bleibt. Bei LichtBlick ist die Lieferfähigkeit auch für das neue Jahr gesichert.

Kurzvita René Zerwes

René Zerwes, 30 Jahre alt, ist studierter Wirtschaftsingenieur mit Fokus auf Erneuerbare Energien und seit Oktober 2021 beim Ökostrompionier LichtBlick als Product Manager tätig. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit bilden dabei die Prosumer-Technologien – darunter Home Energy Management Systeme – und ihrer Vernetzung zu einem Ökosystem.