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VW-Nutzfahrzeugtochter VWN bei Software „intensiv eingebunden“

Das autonome Fahren wird bei der VW-Nutzfahrzeugtochter zu einem zentralen Geschäftsfeld aufgebaut. In der Software-Entwicklung im Konzern hakte es zuletzt aber erheblich. Die nächsten Entscheidungen stehen bevor. Und auch auf anderen Ebenen laufen neue Verhandlungen.

Von dpa Aktualisiert: 26.09.2022, 07:30
Ein Volkswagen-Logo spiegelt sich in einer Rolltreppe in der Autostadt in Wolfsburg.
Ein Volkswagen-Logo spiegelt sich in einer Rolltreppe in der Autostadt in Wolfsburg. Julian Stratenschulte/dpa

Hannover - Volkswagen will den schwierigen Anlauf eigener Software bei seinen leichten Nutzfahrzeugen (VWN) bis zur nächsten Modellgeneration nach dem neuen ID.Buzz fertig umgesetzt haben. Die Marke aus Hannover, die etwa mit dem autonomen Fahren Kernthemen auch für den gesamten Konzern bearbeitet, sei in die Diskussionen über verschiedene und teils widerstreitende Entwicklungswege „intensiv eingebunden“, sagte Vorstandschef Carsten Intra der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Elektronik-Ausstattung der aktuellen Modelle habe die Frage der künftigen IT-Architektur noch keinen direkten Einfluss. „Aber auf das, was dann nach dem ID.Buzz kommen wird.“

Für die spätere zweite Hälfte des Jahrzehnts plane man das sogenannte Special-Purpose-Vehicle. Dieses solle komplett auf vollautonome Funktionen ausgerichtet werden, so Intra. „Da müssen wir uns schon überlegen, auf welcher Architektur wir so ein Fahrzeug aufbauen.“

Wie genau eine einheitliche Programmplattform für die ganze oder zumindest für weite Teile der Gruppe entstehen soll, ist einer der kontroversesten Punkte beim größten deutschen Unternehmen. Erst war ein großer Wurf für alle hin zu einem System geplant, welches zum Beispiel im künftigen VW-Kernmodell Trinity zum Einsatz kommen soll.

Das dauert jedoch. Weil Töchter wie Audi oder Porsche schon rascher teilautonome Funktionen verlangen, geht die Entwicklung nun zunächst auf parallelen Wegen weiter. Die Unstimmigkeiten brachten bereits Verzögerungen bei Modellanläufen - sie sollen mit ein Grund sein, warum Herbert Diess Ende Juli von der Konzernspitze abtreten musste.

Sobald die geschlossene Software- und Rechnerstruktur einmal steht, dürfte dies eine entscheidende Wegmarke sein, die dann den einzelnen Ablegern mehr Freiheit und Flexibilität bringen werde, heißt es aus Firmenkreisen. Der neue Chef Oliver Blume will die IT-Integration forcieren. Doch auch Diess' Verdienste beim Umsteuern in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung werden in der Branche hoch anerkannt.

VWN betreut im Konzern zudem große Bereiche des geplanten Netzwerks an Dienstleistungen. „Zum einen geht es um den Aufbau mobiler Online-Plattformen, die vom klassischen Autokauf über das Leasing, neue Auto-Abos und das Sharing zum minuten- oder kilometerbasierten Nutzen eines Fahrzeugs jede Nutzungsform ermöglichen“, sagte Intra.

Hinzu kommen Shuttle-Services wie Moia, die auch Angebote des ÖPNV „verlängern“ und ab 2025 autonome Funktionen bieten sollen. Immer verstopftere Innenstädte schließlich fordern das „Geschäft mit der letzten Meile“ heraus: dem Weg von Sendungen über große und kleinere Verteilzentren zum Lieferanten und von dort zur Haustür der Kunden.

Beim autonomen Fahren arbeitet VWN mit dem Ford-Partner Argo AI zusammen, in der Entwicklung neuer Fahrzeuge auch mit Ford selbst - etwa beim neuen Amarok, den die Hannoveraner auf der Messe IAA Transportation zeigten. „Wir diskutieren mit Ford, ob es in weiteren Segmenten Synergie-Möglichkeiten gibt“, sagte Intra.

Der E-Baukasten, den VW externen Kunden öffnet, biete viele Optionen. „Es wird für uns zunehmend einen dreistufigen Prozess geben: Was können wir aus dem eigenen Konzernregal nutzen, was mit bestehenden Partnern machen, oder kommen noch weitere Partner in Frage?“