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Geschichte Haltung und Mut: Trauerfeier für Ex-Bürgerrechtler Schulz

Von dpa Aktualisiert: 11.12.2022, 21:03
Ein Foto des früheren DDR-Bürgerrechtlers Werner Schulz ist bei seiner Trauerfeier aufgestellt.
Ein Foto des früheren DDR-Bürgerrechtlers Werner Schulz ist bei seiner Trauerfeier aufgestellt. Joerg Carstensen/dpa

Berlin - Bei einer Trauerfeier für Werner Schulz haben Familie und Wegbegleiter Abschied von dem verstorbenen Grünen-Politiker und ehemaligen DDR-Bürgerrechtler genommen. Gegangen sei ein „mutiger, inspirierender Mensch“, sagte der frühere Bundespräsident Joachim Gauck bei dem Gedenken in der Berliner Gethsemanekirche. Auch seinem mutigen Handeln sei der Sturz der Berliner Mauer 1989 zu verdanken, sagte Gauck.

Schulz sei oft gegen den Strom geschwommen. In der DDR, einem Land mit einem „Angst-Anpassungs-Syndrom“, habe er Selbstachtung und Freiheitsliebe gezeigt. Schulz habe „nicht einfach ohnmächtig dahinleben“ wollen, sagte Gauck, der nach der Deutschen Einheit Leiter der Stasi-Akten-Behörde war. Bei der Veranstaltung sprachen unter anderen auch Gaucks Nachfolgerin in dieser Position, Marianne Birthler, die Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann und die Parteivorsitzende Ricarda Lang. Auch sie würdigten Schulz als geradlinigen Menschen mit Haltung und als herausragenden Redner.

Schulz, einer der bekanntesten früheren Bürgerrechtler in der DDR, war am 9. November im Alter von 72 Jahren gestorben. Er brach während einer Veranstaltung bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Berliner Schloss Bellevue zusammen. Er war am 22. Januar 1950 in Zwickau geboren worden und hatte in der DDR Lebensmittelchemie studiert. 1989 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums, das er am Runden Tisch vertrat.

1990 wurde Schulz Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Vom 1990 bis 2005 gehörte er für Bündnis 90/Die Grünen dem Bundestag an, von 2009 bis 2014 dem Europaparlament. Für seinen Einsatz für die Demokratie und für die Opposition in Russland wurde Schulz erst im Juni mit dem Deutschen Nationalpreis geehrt.