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Wellenreiten Corona, neue Höchststände, Inflation und was im Jahr 2021 an den Weltbörsen sonst noch wichtig war

14.12.2021, 12:37
Die Pandemie hat die Börse geschockt und anschließend bereichert. Benjamin Bilski, Gründer und CEO von NAGA Group erklärt, woran das liegt
Die Pandemie hat die Börse geschockt und anschließend bereichert. Benjamin Bilski, Gründer und CEO von NAGA Group erklärt, woran das liegt (Foto: Pexels, Liza Summer)

2021 – das zweite Pandemiejahr; auch für die weltweiten Kapitalmärkte. Ob nun Dax, Dow oder Nikkei – insbesondere die Aktienbörsen reagierten meist in Bruchteilen von Sekunden auf jede neue Nachricht. Was langfristig denkende Investoren die Schweißperlen auf die Stirn trieb und auch künftig treiben wird, konnten geschickte Trader zu satten Gewinnen machen. Denn das Spiel mit der Volatilität, das Surfen auf den Vola-Wellen, zahlte sich oft aus.

„Volatilität“ – für nicht wenige Investoren, zumal an den Aktienmärkten, der Horror schlechthin. Für andere Anleger, speziell für Trader, ein Segen. Laut Börsenlexikon wird als Volatilität die Schwankungsbreite von Wertpapierkursen, Rohstoffpreisen und Zinssätzen während eines bestimmten Zeitraums bezeichnet. Die „Vola“, wie Profis gern sagen, ist letztlich auch eine Kennzahl für das – theoretische – Risiko eines Investments. Faustregel: Je höher die Vola, desto ängstlicher die Marktteilnehmer und desto größer die Verlustrisiken.

VDax misst die Volatilität am deutschen Aktienmarkt

Auch für die Volatilität hat die Deutsche Börse einen eigenen Index entwickelt – den VDAX. Dessen Chart zeigt auf einen Blick, dass es im Jahr 2021 beim Deutschen Aktienindex zeitweise turbulent zuging.

Für Benjamin Bilski ist der Schwankungspegel an den globalen Märkten gelebte Normalität – und ein bedeutsamer Aspekt des Geschäftsmodells von NAGA. Das Unternehmen gründete der 33-Jährige gemeinsam mit einem Geschäftspartner im Jahr 2015, zwei Jahre später folgte der IPO. Seitdem ist die NAGA GROUP im Segment „Scale“ für kleine und mittlere Unternehmen an der Frankfurter Börse notiert. Für Bilski ist NAGA „ein soziales Netzwerk mit eingebauter Trading-Plattform.

Social Trading – von den Besten lernen

Das Netzwerk mit Trading-Plattform zählt mittlerweile weltweit mehr als eine Million Nutzer – zumeist junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Gleich auf der intuitiven Startseite werden die Vorteile des Netzwerkes für jeden einsehbar.: „Trade und investiere, lerne von anderen, kopiere unsere besten Trader mit einem Klick.“, so das Motto der Plattform.

Doch zurück zum VDAX und dessen Chart für das Jahr 2021. Die Fieberkurve ist eindeutig geprägt durch Corona – dessen Ausbreitung, der Wirksamkeit und Verfügbarkeit von Impfstoffen, des Impftempos, der Gefährlichkeit neuer Varianten und Mutationen, politischen Entscheidungen, weiteren Pandemie-Wellen sowie den Fähigkeiten der Forscher, die Vakzine immer neuen Virus-Spielarten anzupassen.

Die Tatsache, dass die Gesellschaft für Deutsche Sprache den Begriff „Wellenbrecher“ zum „Wort des Jahres 2021“ gekürt hat, zeigt, wie sehr die Pandemie praktisch unser ganzes Leben dominiert hat und bis auf Weiteres auch dominieren wird.

In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres sank die Volatilität am deutschen Aktienmarkt, gemessen am VDAX von in der Spitze +30 Prozent auf -25 Prozent. Gute Nachrichten von der Impffront, staatliche Finanzspritzen in Billionenhöhe und die Erholung der Weltwirtschaft mit ihren geradezu explodierenden Energiepreisen hievten die großen Aktien-Indizes auf neue historische Höchststände.

Die Corona Delta-Variante ließ dann aber die Vola im Mai wieder auf knapp unter +10 Prozent steigen. Es folgten einige Wochen der Beruhigung, bis zuletzt Ende November die Volatilität gemessen am VDax aber aufgrund der Omikron-Varianten wieder auf rund +20 Prozent nach oben schnellte.

Längerfristig orientierte Investoren, die die bekannte Buy-and-hold-Strategie verfolgen, konnten mit dem Dax im laufenden Jahr durchaus Geld verdienen. Am 2. Januar 2021 notierte der Index bei knapp 13.900 Punkten, am 3.12.2021 bei gut 15.400 Punkten. Jenes Plus von doch mehr als 10 Prozent würde aber voraussetzen, dass ein Anleger seit Jahresbeginn bei der Stange geblieben ist.

Emotionen beeinflussen die Entscheidungen von vielen Privatanlegern

Doch dies widerspricht der menschlichen Natur, die oft von Emotionen und bisweilen auch von voreiligen Entscheidungen geprägt ist. Erfahrungsgemäß handeln viele Privatanleger zyklisch – verkaufen bei fallenden Kursen und kaufen bei steigenden. Am Ende ist dies oft ein Null-Summen-Spiel. Mit antizyklischem Agieren lassen sich statistisch gesehen die höchsten Gewinne machen. Insbesondere seit dem Ausbruch der Corona Pandemie.

Denn „(…) [I]m Endeffekt interessieren die Menschen gerade zwei Themen: ihre Gesundheit und die extrem volatilen Finanzmärkte. In dieser Zeit, in der viele Menschen noch mehr als sonst am Handy kleben und die Nachrichten verfolgen, beginnen sie, sich für Aktien zu interessieren. Und merken, dass die Krise eine gute Einstiegsmöglichkeit für sie wäre.“, erklärt Benjamin Bilski. Trading sei demnach ein sehr gutes antizyklisches Werkzeug – nicht nur an den Aktienmärkten. Denn auch Rohstoffe, Zinsen und bisweilen sogar Edelmetalle unterliegen statistisch gesehen nicht selten starken Volatilitäten.

Ob es 2022 an den Kapitalmärkten ruhiger und deshalb anders wird als im Jahr 2021? Vermutlich nicht. Corona wird die Welt weiter im Klammergriff halten – mit ihr die Wirtschaft und die Märkte. So sieht etwa Biontech-Gründer Ugur Sahin aufgrund der Corona Mutanten und Corona Varianten einen Anpassungsbedarf bei den Impfstoffen.

Trading auch im Jahr 2022 – die Unsicherheit wird bleiben  

Das hört niemand gern, erst recht nicht die Kapitalmärkte. Zu allem Überfluss ist die Inflationsrate in Deutschland wegen explosionsartig gestiegener Energiepreise so hoch wie zuletzt zu Zeiten der Wiedervereinigung. Das gilt tendenziell auch für die anderen EU-Länder und in Maßen ebenfalls für die USA. Falls sich dieser Trend verstetigt, müssen die Notenbanken früher oder später gegensteuern. Ein abrupter Stopp der Anleihenaufkäufe oder gar Zinserhöhungen, beides zur Inflationsbekämpfung, kämen wegen Corona garantiert zur Unzeit.

Auch das Jahr 2022 dürfte demnach unruhig werden, wahrscheinlich spannend und vielleicht auch nervenaufreibend. Ein Umfeld, dass zumindest fürs Trading ideal geeignet scheint.