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Währungsumstellung Währungsumstellung: D-Mark liegt unter Glas

Von Frank Czerwonn 26.02.2002, 18:05

Halle/MZ. - Morgen schlägt für die D-Mark die letzte Stunde. Am 28. Februar geht die Übergangsphase, in der Euro und Mark als Zahlungsmittel gelten, zu Ende. Umgetauscht werden kann die Mark dann nur noch bei der Landeszentralbank (Damaschkestraße). Doch wer hat überhaupt noch Mark in der Tasche? Scheinbar mehr Hallenser, als man glaubt. "Seit Montag bringen die Leute plötzlich Berge von D-Mark-Münzen zum Umtauschen", sagt Axel Hesse, Sprecher der Sparkasse. Die MZ wollte das genauer wissen und fragte Passanten, ob sie noch D-Mark besitzen.

"D-Mark?", fragt Wilfried Weiß zurück. "Die habe ich längst ausgegeben." Da ist sich der 65-Jährige sicher. Denn in Sachen Geld habe er immer den Überblick. Den hat Elisa Leithold auch. Deshalb weiß die 17-Jährige, dass in ihrem Portemonnaie noch Kleingeld aus der Zeit vor dem Euro schlummert. "Ein paar Groschen, Fünfziger - alles in allem vielleicht zwei, drei Mark." Warum sie das nicht längst ausgegeben hat? "Weil ich verdrängt habe, dass man ja noch mit Mark bezahlen kann."

Etliche D-Mark hat auch Annerose Hoffmann noch. Aber nicht in der Geldbörse. "Ich habe von jeder Münze ein Exemplar aufgeklebt. Die hängen unter Glas im Korridor - gleich neben den DDR-Münzen", so die 59-Jährige. Schwer losgeworden ist Heiko Rieken seine letzten D-Mark. Er hatte in einer Jacke noch Kleingeld gefunden. "Doch in der Disko wollte das keiner haben." Der Bäcker um die Ecke, so der 21-Jährige, sei kulanter gewesen. Solchen Problemen ging Helga Pusch-mann aus dem Weg. "Ich war vorbildlich, habe Anfang Januar alles ausgegeben", erklärt sie. Aufgehoben hat sie nur einen Zehn-Mark-Schein. "Als Erinnerung."

Auch die 85-jährige Brigitte Pätzold hat nur Euros. "Bis auf einen Pfenning - der liegt auf der Konsole im Bad. Mein Glückspfennig", schmunzelt sie. Ein Marmeladenglas mit Groschen und Fünfern hat Maria Kleinert beim Staubwischen im Zimmer ihres Sohnes gefunden. Bringt sie es zur Bank? "Das ist mir zu umständlich", meint sie. "Sind doch höchsten drei, vier Mark."

Andere Hallenser sehen das nicht so locker. "Die Leute scheinen noch mal alles zu durchsuchen - und werden oft fündig", meint Heike Gottschalk, stellvertretende Filialleiterin der Deutschen Bank 24 im Ritterhaus. Seit Montag sei es sehr voll. "Ursprünglich wollten wir die Zahl der Schalter, an denen man D-Mark umtauschen kann, reduzieren", so Gottschalk. "Das haben wir gelassen." Vor allem Münzen würden getauscht. Scheine dagegen sind Mangelware - auch bei der Dresdner Bank. "Aber die große Umtauschwelle ist vorüber", so Pressesprecher Tobias Scharch.

Großer Andrang herrscht dagegen in den Filialen der Sparkasse. "Da kommt die Oma ebenso wie der Enkel mit Münzen aus dem Sparschwein", so Sprecher Hesse. 55 Mark bringt Anke Wegeleben zur Sparkasse. "Aus den Sparbüchsen meiner Töchter", erklärt sie. Erst wollten sie ja die D-Mark aufheben. "Aber jetzt wollen sie es eintauschen", so die 41-Jährige. Laut Hesse benutzen viele Kunden dafür die Münzeinzahl-Geräte. Ab und an gibt es damit Probleme. "Zum Beispiel, wenn neben Münzen auch Knöpfe oder Büroklammern eingeworfen werden." Doch manchmal kann der Zählautomat auch den häuslichen Frieden retten. Hesse: "Bei einem Mann stoppte der Automat plötzlich - und spuckte dann den vermissten Ehering aus."